Yoga und Ego: Wie wir unsere Perspektive verändern
Jeder von uns Yogis und Yoginis kennt das – nach einer erfüllten Yogastunde wandeln wir wie auf Wolken. Wir sind ausgeglichen, fröhlich, voller Energie und beschwingt. Wenn ich es nicht besser wissen würde, würde ich denken, jemand mischt mir jedes Mal in der Yogastunde etwas in das Wasser. Aber mal im Ernst – während meiner Ausbildung zum Yogalehrer wurde mir nach jedem Unterrichtstag mit auf den Weg gegeben, dass ich achtsam mit mir und meinem Umfeld sein soll, da meine Energie anders als die der „Welt da draußen“ schwingt. Und es stimmt tatsächlich. Auch heute, gerade nach intensiveren Yogasessions, habe ich das Gefühl von einem anderen Planten zu kommen. Ich fühle mich nicht besser oder schlechter als meine Umwelt. Einfach anders:
Erfahrungen prägen unser Ego
Der „crazy monkey“ im Kopf hat mal Sendepause und die Konzentration auf den Körper während der Asanas verleiht mir das Gefühl, physisch und psychisch auf einer Linie zu sein. Dieses Gewahrsein in uns selbst beschert uns die Möglichkeit, unsere Umwelt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Ein anderes Licht darauf scheinen zu lassen. Unsere „normale“ Sichtweise ist die des inneren Filters. Geprägt durch individuelle Erfahrungen des Lebens, haben wir unsere Meinung und Denkweise angepasst. Dies ist ein vermeintlich wichtiger Schutzmechanismus unseres Egos. Unser Ego möchte uns damit vermitteln, nicht wieder auf die symbolische heiße Herdplatte zu fassen. Da aber meist eine Situation oder ein neues Erlebnis nie exakt wieder so eintreten wird, wie das geschehene, liegt unser Verstand meist vollkommen daneben. Schlimmer noch. Durch das unbewusste Handeln aus unserer Erfahrung heraus, endet das neue Geschehen häufig genau wie befürchtet oder erwartet. 1:0 für unser Ego durch Eigentor.
Tieferes Bewusstsein durch Yogapraxis
Yoga kann uns also aufzeigen, wie das unvoreingenommene Leben sein kann. Frei von Grübeleien und Hintergedanken. Bewertungen treten in den Hintergrund. Das aufbegehrende Rufen unseres Egos verhallt wie das Ausklingen einer Klangschale und ist kaum noch zu vernehmen.
Immer mehr Menschen praktizieren Yoga. Und dies sensibilisiert sie und somit auch ihre Sicht auf die Umwelt. Sie werden sich selbst wieder bewusster. Ich wünsche mir, dass noch viele weitere Menschen genau diese Erfahrung machen werden. Denn so kommt vielleicht – nein – bestimmt wieder mehr Liebe, Verständnis und Zusammenhalt in unsere Gesellschaft. Und das brauchen wir – mehr denn je.